Kritiken

Flöte und Laute – himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt

"Was sich liebt, das neckt sich." Die von Bernhard Böhm und Jürgen Hübscher neuerlich aufgeworfene Streitfrage, ob die Flöte oder die Laute die Schönere sei, blieb beim Schlosskonzert in Lienz unter freiem Sommerhimmel unbeantwortet.

Die beiden international berühmten Musiker fielen, nachdem sie sich auf einer Bank am Schlossteich sitzend noch einmal ausreichend von der mittelalterlichen Atmosphäre hatten inspirieren lassen, mit einem beschwingten Saltarello „rücklings auf das Publikum ein“. Man ist ihren speziellen Auftritt aus irgendeiner Nische im Schloss von vorjährigen Konzerten gewohnt, sind sie abereinmal auf der Bühne, ist man jedes Mal aufs neue von ihrer Musik überrascht, mit der sie einen wirklich stundenlang faszinieren können.

Blockflöten und Traversflöten warten in der Truhe auf ihren Auftritt und ist der Dudelsack bei Seite gelegt, beginnt endlich ihr Tanz mit der Laute. Wen wundert es, daß bei der "Estampitta Belicha" auch der Vogel auf der Zinne miteinstimmte in den vielschattierten Gesang und erst beim mystischen Klang der Bassflöte wieder verstummte. So etwas wie Andacht lag plötzlich in der Luft.

John Dowland wurde zu Gehör gebracht, erst der wehmütige, dann der launige Springinsfeld. Hörte man "Lovely Nancy" als volksliedartiges Liebeslied, so spürte man in "The running footman" die Geschäftigkeit des Hofbediensteten, der keine Zeit zu verlieren hat.

Jürgen Hübscher lehnte sich beim “Capriccio cromatico" des Pietro Paulo elli weder an das Fenster, noch legte er sich dabei ins Bett, noch stieg er dazu auf ein Pferd. obwohl ihm, wie er erklärte, sein praktisches Instrument im Gegensatz zu einem Tasteninstrument dies alles erlauben würde. Mit seiner "Chitanra Spagnuola" schlüpfte er in die Rolle des Schwätzers und wob ein feines Netz aus lieblichen, verträumten, wütenden und heroischen Nuancen um einige wenige Akkorde.

Der Aufgabe, es als Flötist dem Sänger gleichzutun kam Bernhard Böhm im wunderschönen Lied "Amarilli, mia bella“ vollends nach. Konnte seine Artikulation auch nicht wörtlich sein, hörte man den betonten

"dolce desio" und das leidenschaftliche "Aprimi il petto e vedrai scritto in core:”Amarilli" deutlich heraus. Die Laute verstärkte die Gefühle des "Stil Nuovo" eines Caccini auf das innigste und warf die Schatten einer nicht erwiderten Liebe sachte ins Licht. Balletti des Fabrizio Caroso zum Anlasse einer Hochzeit rundete den Ideenreichtum der "Alten Musik" ab. Nicht nur beim Satz des "Amor felice" war man in jeden einzelnen Ton verliebt.

Nach einem irischen Tanz gab es noch eine kleine Kostprobe vom Mummenschanz der "Commedia dell `arte", bis der von der Rauschpfeife imitierte Hahnenschrei entgegen seiner sonstigen Pflicht aufforderte, sich zur Ruhe zu begeben. Man ging, als es immer noch "am schönsten" war. Lilly Papsch

Weitere Pressestimmen

Die Welt, Hamburg

Begeisterung für Bernhard Böhm und JürgenHübscher, die sich mit Hingabe und atemberaubender Virtuosität der Musik der Medici um 1600 annahmen.

 

Neue Züricher Zeitung

Das alles wird lebendig und munter, handwerklich brillant, sowohl höfisch-zeremoniell a1s auch spontan-zugriffig gespielt - ein herzerfreuendes Hörvergüngen von beispielhafter Abwechslung und nie sich mindernder Kurzweil

Fono Forum

Musik der Renaissance und des Barock wird hier mit hohem Einfühlungsvermögen und größter Natürlichkeit vorgetragen. Böhm entlockt der Blockflöte Töne vonerstaunlicher Weichheit, Hübscher besitzt einen Anschlag,der den verwendeten Lauten und Gitarren die Möglichke t läßt, ihren individuellen Klang zu entfalten. Schlichtheitc und Intensität des Vortrages zeigen eine tiefe Vertrautheit der Interpreten mit der historischen Aufführungspraxis,die bei ihnen zum Teil eines selbstverständlichen Musizierens wird.

 

Frankfurter Allgemeine Zeitung

Es war spannend zu verfolgen, wie abwechslungsreich sieWerke von Caccini, Frescobabaldi und Caroso gestalteten. Differenzierte rhythmische Wechsel, nuancierte Schlußformeln,die sonst oft allzu regelmäfßig gespielt werden - die fröhliche Art des Musizierens bereitete Freude. Sie war im besten Sinne historisch, wenn man italienische Musik aIs Volksmusik versteht, wie sie am Medici-Hof gepflegt wurde

Musikalische Reise in die Renaissance

- Im Rahmen des Fränkischen Sommers - Musica Franconia, eine Konzertreihe des Bezirkes Mittelfranken, hat die Stadt Wolframs-Eschenbach in den Bürgersaal eingeladen. Lautenspieler Jürgen Hübscher aus Salzburg und Flötist Bernhard Böhm aus Würzbung beeindruckten unter dem Titel “Unterhaltsames für Flöte und Laute”.

Kunstvoll gestaltete Bilder zierten die Wände. Im linken Seitenflügel unter der Galerie steht eine kleine Bühne. Seiteninstrumente wie Laute und spanische Gitarre lehnen am Pult. Altflöte, Bass, Piccolo - eine Vielfalt an Flöten lässt bereits den Musikgenuss des Abends  erahnen.

Fröhliche Ritterlegenden, schmachtende Liebesserenaden, heitere Huldigungen an schönen Frauen und fetzige Abhandlungen, geschrieben von itialienischen Tanzmeistern: Bernhard Böhm und Jürgen Hübscher schwelgen beim Spiel ihrer Instrumente im Überschwang der Gefühle, die die Komponisten aus der Renaissance in ihren Werken verankerten - Böhm hat für jede Stimmung sein eigenes Instrument mitgebracht. Die Meister historischer Holsblasinstrumente glänzt mit einem exzellenten Zusammenspiel mit Lautenist Hübscher.

Sie spielen mit sanfter Hingabe, fasziniert mit inniger Spielkunst und lassen das Publikum an ihrer Begeisterung “alte” Musik zu interpretieren, teilhaben. Fast scheint es als gäben sie den Werken und oft vielfachen “Hits” der Renaissance von Diego Ortiz (spanischer Komponist, 16. Jahrhundert), Pietro Paolo Melli (itialienischer Hoflautist, 17. Jahrhundert), John Dowland (englischer Komponist, 16. Jahrhundert), Guido Caccini ((englischer Musikdrucker, 16. Jahrhundert) und Fabritio Caroso (itialienischer Tanzmeister, ebenfalls 16. Jahrhundert) einen neuen Glanz. Das Ensemble betört mit Ausdruckskraft und reinen Tönen.

Böhm und Hübscher sind Spielleute und Musikwissenschaftler zugleich. In den Pausen plaudern sie über die Liebreize und Eigenheiten ihrer Instrumente. Stimmt Hübscher die Laute, erinnert Böhm daran, dass schon von Händel klagte. “Wird ein Lautenspieler 70 Jahre alt, hat er davon mindestens 40 Jahre sein Instrument gestimmt.”

Wenn Hübscher seine Laute lobt, da schon Vincenzo Galilei sagte, sie können ideal beim ”Aus dem Fenster schauen” sowie im Bett und beim Reiten gespielt werden, fällt Böhm promt ein, dass die Flöte aber das Instrument der Götter sei. Den “Buddha sitzt nicht mit der Laute da, sondern mit der Flöte”. Schön, dass sie mit Witz, Wissen und Kunst in eine Musikepoche entführen, die oft weit zurückführt auf großartige Königshöfe, fröhliche Basare und staubige Straßen. Beeindruckend wie sie mit Leichtigkeit die Barrieren zwischen Historie und ihrem Wissen um die Kunst überwinden und dabei die Zuhörer mit einbeziehen.

Orgineller Wettstreit

Alte Musikfür Flöte und Laute samt einem Disput

Als perfekter, intimer Austragungsort für einen “Professorendisput” fungierte am Freitag der neue Bürgersaal in der ehemaligen Zehntscheune der Minnesängerstadt. So wurde für 110 Besucher des “Fränkischen Sommers” das verbal-misikalisches Kräftemessen zwischen zwei Koryphäen, dem Fachmann für historische Holzblasinstrumente an der Universität Würzburg, Bernhard Böhm und jenem für historische Lauten- und Gitarreninstrumente am Mozarteum in Salzburg, Jürgen Hübscher, zum einzigartigen Erlebnis.

“Unterhaltsames für Flöte und Laute” hieß der Oberbegriff für eine Begegnung mit bühnengerechten Dialogen, pikant und niveauvoll war die Regel, alle Argumente für und wider die betreffenden Instrumente stets von “Autoritäten” stammen zu lassen.
Bald abgeteckt nach den ersten Renaissanetänzen und eutopaweiten Liebes-”Hits” wie “Doulce memoire” von Diego Ortiz waren die Glanzpunkte jedes Instruments. Von den Abschiedsklängen des verliebten Ritters auf  der mächtigen, dunkel und geheimnisvoll klingenden Basstraversflöte bis zur kecken, rasanten Gigue auf der Piccolo-Schnabelflöte ließ Böhm die ganze melodische Ausdrucksfülle seiner Flötensammlung erklingen, demonstrierte Hübscher neben reicher, oft chromatischer Harmonik mit bezaubernden Kadenzen, durch den Eisatz von Bordun- und Ostrinatosequenzen sogar die perkussiven Fähigkeiten seiner Laute.

Historische Boshaftigkeiten

Dann traf die erste Breitseite den stimmenden Saitenspieler mit einem Zitat Johann Matthesons: “Wird ein Lautenist gar siebzig  Jahr, so hat er vierzig davon gestimmt.” Beistand erhielt Hübscher von der Widerrede vom Abendgeläut des Liebfrauenmünsters, dessen “G” sich perfekt ins c-Moll des “Capricio cromatico” von Pietro Paolo Melli einfügte: Spontan zitierte er aus Hans Newsidlers Lautenschule den Rat, die Glocke quasi als “Metronom” für ganze Noten zu verwenden - anderenfalls könne man sich mit rhytmischen Zählen klingender Goldmünzen behelfen.

Schrumm-schrumm und mehr

Nach den Werken von John Dowland und der reizvollen “John Playford Collection” ließ Hübscher seine Trumpfkarte, eine stimmfeste historische Gitarre (“Chitarra spagnola”) fast mit Flamenco-Feuer Variationen über “La Folia”spielen - nur um ein weiteres Zitat Matthesons über das “ewige Schrum-schrum  der Knoblauchfresser” zu ernten. Der Gegenangriff ließ nicht lange auf sich warten, hatte Straßburger Bernhard Jobin 1572 poetisch aufgezeigt, wie grau sam beim Spielen die Flöte das Gesicht entstelle. Sogar in den Mythos steigerte sich das Duell der Didaktiker - hatte doch Buddha die Flöte erkoren, Hermes aber die Laute erfunden. Was die Kontrahenten nicht hinderte, das Konzert in Harmonie mit Guilio Caccinia chromatischem “Amarilli, mia Bella” - den vielleicht ersten Barockstück - und einer lebhaften Hochzeits-Tanzfolge von Fabrizio Caroso zu beenden. Imponierend, wie das Publikum das rasante Metrum des Schluss-Stücks im Beifall fortführte, Grund genug, in der Zugabe “Mascherata” in zwei Charakterrollen zu schlüpfen, “die sich nicht ganz grün sind” gefolgt von “Apollo´s Banquet” für Flöte und zwei Holzlöffel. Ihr liebenswerter Professorwettstreit ließ die beiden Pioniere den Reichtum der Alten Musik ausgiebig vermitteln. Orginell und unterhaltsam.

 

The Press

Die Welt, Hamburg

Enthusiasm for Bernhard Böhm and Jürgen Hübscher, who with devotion and breathtaking virtuosity assumed the character of Sixteenth Century Medici Music.

        ***

Neue Zürcher Zeitung

All this is lively and cheerful, technically brilliant, played sometimes in a ceremonious palace style and sometimes spontaneously gripping - a refreshing auditory pleasure of exemplary variety and never failing entertainment.

        ***

Tibia

Through varied instrumentation and able adaptation of wotks not composed for these instruments, they achieve a colourful tone picture of many fotms, which extend from simple songphrasing to artistic countetpoint phantasy (Motley). In Diego Ortiz' Recercades the vivid speed and the almosf dance like quality are impressive, as is the articulation and decoration of the flute part. Moreover, the highly descriptive tone play on the Vihuela enhances the slow parts of Luys Milan's Phantasy with its singing quality.

        ***

Stereoplay

The listeners experience the pieces in a varied yet very delicate timbre. The three musicians tried to produce subtle and quiet tones and this they achieved quite exquisitely, as above all, they were in complete command of their instruments.

Festival Landshuter Hofmusiktage

Hübscher and Böhm produce sound experiences which stimulate the facinating rediscovery of a period that was of great imporlance to musical history.

        ***

Tibia

...The listener is even more amazed at the result of the recording of Böhm (recorder and flute) Hübscher (lute and baroque guitar) and Weigel (viota da gamba). They have achieved an interpretation which is simultaneously delicate, charming, and exciting. Furthermore, their homogenous cooperation affords the greatest possible variety. lt is simply a joy to listen to the ensemble.

        ***

Frankfurter Allgemeine Zeitung

It was exciting to follow how varied works from Caccini, Frescobaldi, and Caroso can be played Distinctive rythm changes, the sublle nuances of the closing phrases that are all too often played with a lack of colour, the spirited way the musicians play, were a real joy. The pieces were in the best sense of the word historical if one thinks of Italian muisic in terms of folk music as it was played in the Medici palace.

        ***

Fono Forum

Baroque and renaissance music were played here with sympathetic understanding and great naturalness. Böhm elicits the softest tones from his recorder. Hübscher possesses a touch which really brings out the individual sound of the lutes and guitars used.

The unpretentiousness and intensity of the performance showed a deep understanding on the part of the musicians tot the historical form, which tot them becomes a natural way of playing.

        ***

Alte Musik Aktuell

...this recording is one of the best that I have heard in recent years. Subtle and playful, charming yet vigorous and strong. Words of praise are inadequate. In particular, the relaxed way of playing which is nonetheless full of intensity, is impressive in this homogenous ensemble. They offer a very transparent sound pattem, well chosen tempi (often subdued). Boismortiers' penchant for italian Music, made palpable in the dance sections, is illustrated with pep. Böhm plays with a soft, flowing and clear tone, both on the recorder and on the flute. Waigel's wonderfully light and articulating accompaniment on the Viola da Gamba, and Hüberschet's versatile, distinctive yet unconventional playing on the baroque guitar and lute - all this is of the finest quality and highest standard. A must for connoisseurs.

 

[Home]

[Porträt]

[Solokonzerte]

[Schulkonzerte]

[Kinderkonzerte]

[Duo Böhm Hübscher]

[Duo Flauti e cello]

[Hedos Ensemble]

[Il Curioso]

[Kurse]

[Böhmsches Haus]

[CDs / Mp3]

[Kontakte]